Die 10 Rolfing
Sitzungen
Traditionell besteht eine Rolfing-Serie aus 10 Sitzungen, die aufeinander aufbauen und schließlich den gesamten Organismus systematisch ansprechen. Die Sitzungen finden meist in einem Abstand von 1 bis 4 Wochen statt. Jede Sitzung beginnt mit einem kurzen Gespräch und einer anschließenden Bewegungsanalyse, um die Schwerpunkte jeder Sitzung gemeinsam individuell festzulegen.

1. Sitzung: Atmung und Brustkorb
In der ersten Sitzung widmen wir uns der Atmung und dem Brustkorb. Wir beschäftigen uns mit Fragen wie: Wie beeinflusst die Atmung unsere Beweglichkeit? Was bedeutet freies Atmen? Wie hängen Atmung und Körperhaltung zusammen? So kann zum Beispiel ein eingesunkener Brustkorb, eine Schulterverletzung oder ein inaktives Zwerchfell die Atembewegung einschränken. Außerdem beginnen wir, das Becken in seiner Kippung zu balancieren, was eine leichtere Aufrichtung im Feld der Schwerkraft ermöglicht.

2. Sitzung: Füße und Bodenkontakt
Der Fokus liegt auf den Füßen und Unterschenkel. Die Mobilisierung der Fußknochen, der Plantarfaszie, des Sprunggelenks, der Achillessehne und anderer Strukturen in Füßen und Unterschenkel ermöglicht ein Ausbalancieren der Fußgewölbe, mehr Flexibilität und Sprungkraft in Bewegung, einen besseren Bodenkontakt und Unterstützung für Becken und Oberkörper.

3. Sitzung: Seitliche Körperlinien
Diese Sitzung widmet sich den seitlichen Strukturen des Körpers. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Balance zwischen vorne und hinten zu verbessern. Wir befreien weiterhin die Atmung, balancieren Schultergürtel und Becken. Wir untersuchen: Wie organisiert sich unser Körper im Raum? Wie bewegen wir uns zur Seite? Was bedeutet Balance zwischen rechts und links?

4. Sitzung: Innenseite der Beine
Wir beginnen, die innere Mittellinie zu befreien und arbeiten von den Zehen über den inneren Knöchel und die Innenseite der Beine bis zum Becken. Zentrale Fragen sind: Wie stabilisieren wir uns im Stehen und Gehen? Welche Rolle spielt die Beininnenseite für unsere Aufrichtung? Wie finden wir Leichtigkeit im aufrechten Stand?

5. Sitzung: Vorderseite und Bauchraum
Der Fokus liegt auf der vorderen Körperseite. Wir mobilisieren die tieferen Schichten des Brust- und Bauchraumes. Dies erlaubt eine gesündere Zwerchfellbewegung, mehr Bewegungsfreiraum für die Organe, eine bessere Stabilisierung des Rumpfes und eine freiere Beinbewegung. Wir erkunden: Wie beeinflusst die Vorderseite unsere Haltung? Welche Rolle spielt sie für die Atmung? Wie wirkt sich die Arbeit auf unsere Aufrichtung aus?

6. Sitzung: Rückseite des Körpers
Diese Sitzung widmet sich der Rückseite des Körpers. Wir beschäftigen uns mit der Rückseite der Beine, mit dem Becken und der Rückseite des Rumpfes. Die Wirbelsäule wird dadurch entlastet und Bewegungen laufen flüssiger ab. Zentrale Fragen sind: Wie unterstützt uns die Rückseite in der Bewegung? Was bedeutet eine „starke Rückseite“? Wie finden wir Balance zwischen Vorder- und Rückseite?

7. Sitzung: Kopf und Nacken
Im Mittelpunkt steht die Region von Kopf und Nacken. Dazu gehören unter anderem auch die tiefen Schichten rund um die Halswirbelsäule und das Kiefergelenk. Wir fragen: Wie trägt sich der Kopf auf der Wirbelsäule? Welche Rolle spielt der Nacken für unsere Wahrnehmung? Wie beeinflusst die Kopfhaltung den ganzen Körper?

8.-10. Sitzung: Integration
In den letzten drei Sitzungen widmen wir uns den Körperbereichen, die noch am meisten Aufmerksamkeit benötigen. Ziel ist es, die Beziehung zwischen Schultergürtel und Becken und zwischen Gliedmaßen und Rumpf weiter zu verbessern, die Balance zwischen vorne/hinten, links/rechts und oben/unten zu erhöhen und die Bewegungsfreiheit zu optimieren. Wir beschäftigen uns mit: Wie kann der Körper als Ganzes effizient zusammenarbeiten? Wie können wir die erfahrenen Veränderungen in den Alltag übertragen?
Wie geht es nach den 10 Sitzungen weiter?
Der Rolfing-Prozess geht auch nach den 10 Sitzungen weiter und der Körper braucht Zeit, um die Veränderungen zu verarbeiten und in den Alltag zu integrieren.
Bewusste Bewegung spielt dabei eine zentrale Rolle. Die verbesserte Körperwahrnehmung aus den Rolfing-Sitzungen eröffnet oft neue Perspektiven auf Sport und Bewegung. Viele Menschen entdecken jetzt Bewegungsformen, die besonders gut die Balance zwischen Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Körperwahrnehmung unterstützen.
Yoga in seinen verschiedenen Formen bietet eine ausgezeichnete Ergänzung zu Rolfing. Klettern – ob in der Halle oder am Fels – fordert den ganzen Körper und schult gleichzeitig die Körperwahrnehmung. Schwimmen verbindet Ausdauer mit sanfter Mobilisation der Gelenke. Traditionelle Kampfkünste wie Aikido, Tai Chi oder Wing Chun verbinden körperliche Entwicklung mit geistiger Präsenz.
Auch modernere Bewegungsformen passen hervorragend: Functional Training nutzt natürliche Bewegungsmuster und stärkt die gesamte Muskelkette. Pilates entwickelt die Körpermitte und verfeinert die Bewegungsqualität. Contact Improvisation – eine Form des zeitgenössischen Tanzes – erkundet spielerisch neue Bewegungsmöglichkeiten. Animal Flow oder Natural Movement trainieren die natürlichen Bewegungsmuster des Körpers.
Die Integration in den Alltag geschieht durch bewusste Entscheidungen: Wie wir sitzen, stehen, gehen und uns bewegen, beeinflusst maßgeblich die weitere Entwicklung. Kleine Veränderungen – wie regelmäßige Bewegungspausen oder eine achtsame Körperhaltung – unterstützen den Prozess nachhaltig.
Nach den 10 Sitzungen sind Klienten oftmals bereit für eine weitere Vertiefung des Rolfing-Prozesses. Manche möchten die 10 Sitzungen wiederholen, andere nutzen die „kleine Rolfing-Serie“ aus 3 bis 5 Sitzungen zur Vertiefung oder kommen zu regelmäßigen Einzelsitzungen im Abstand von mehreren Wochen oder Monaten.